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Übersetzung: "KYS MIK" von Mari Grydeland

  • Autorenbild: Jonas D. Gut
    Jonas D. Gut
  • 19. Juni 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Im Rahmen meines Masterstudiums an der Hochschule für Künste Bern übersetze ich den Jugendroman Kys Mik (Aeschehoug 2021) von Mari Grydeland vom Norwegischen ins Deutsche. Das Buch befasst sich mit der Angst davor seinen besten Freund zu verlieren, dem Teenager-Werden und dem bevorstehenden ersten Kuss. Die deutschsprachigen Verlagsrechte für Kys Mik sind zur Zeit noch frei. Kys Mik steht ausserdem auf der Liste ausgewählter Titel von Norla (Norwegian Literature Abroad).


Da das Projekt meine erste Romanübersetzung ist, treffe ich auf viele neue und interessante Aspekte meiner Arbeit. Obwohl mir das Übersetzen von narrativen Texten nicht fremd ist, stellt das schiere Volumen des mehr als 250-seitigen Texts die grösste Herausforderung dar.

Begleitet wird diese Übersetzung von der renommierten Literaturübersetzerin Ina Kronenberger. Sie ist seit über dreissig Jahren als freie Übersetzerin tätig und fungiert während meinem Studium als meine Mentorin.



Kys Mik dreht sich um die elfjährige Sara, das Bezwingen von Ängsten und einen ersten Kuss.

Sara ringt als Beinahe-Teenager mit ihrer nervigen Schwester Susanne, den hänselnden Jungs in ihrer Klasse und einer steten Angst davor Angst zu haben. Diese Furcht überwältigt sie oft im Dunkeln, beim Gassigehen oder in der Schule. Ihre lebhafte Fantasie verstärkt dieses Problem, indem sie sich unheimliche Szenarien vorstellt. Trotz der Unterstützung ihrer Eltern bleibt die Angst tief verwurzelt.


Bei ihrem besten Freund Jonatan, ein einfühlsamer Junge und leidenschaftlicher Pfadfinder, fühlt Sara sich immer gut. Doch als sie wegen seiner Diabeteserkrankung plötzlich auf Jonatan aufpassen soll, gerät Saras Welt ins Wanken. Sie soll mit auf den Pfadfinderausflug um ihm beizustehen. Sie möchte ihm helfen, fürchtet sich aber vor der Berghütte im dunklen Wald, dem Ziel des Ausflugs. Zudem sieht Sara ihre Freundschaft zu Jonatan durch die neuen Mitschülerin Emmy bedroht, die ebenfalls Pfadfinderin ist.


An der Schule erhält Sara anonyme Briefe mit der Aufschrift "KYS MIK" , was in der Sprache der Wikinger küss mich heisst. Etwas ekligeres könnte sich Sara gar nicht vorstellen. Sie weiß nicht, wer ihr Verehrer (oder ihre Verehrerin?) ist. Nach und nach freunden sich Sara und Emmy an. Zu dritt gehen Jonatan, Sara und Emmy auf den Pfadfinderausflug, wobei Emmy auf Sara aufpasst damit sie wiederum auf Jonatan aufpassen kann.

Um den anonymen Briefschreiber zu entlarven, sammeln Emmy und Sara während ihrer Klassenpräsentation zur Runenschrift der Wikinger Schriftproben ihrer Mitschüler und Mitschülerinnen. Der erste Brief stammt von einem Mädchen, das in Jonatan verliebt ist und Sara von ihrem besten Freund ablenken wollte. Wer jedoch die restlichen Zettel geschrieben hat, steht noch offen.

Schliesslich gesteht Emmy, dass sie die Briefe geschrieben hat, weil sie in Sara verliebt ist. Die Idee jemanden zu küssen, kommt Sara nicht mehr im Geringsten ekelhaft vor. Emmy zu küssen, ist etwas ganz anderes.


Als ehemaliger Pfadfinderleiter erkenne ich in Kys Mik viele Dinge wieder, die die Kinder in meiner Truppe beschäftigten. Wie diese Zusammenfassung illustriert, spricht der Roman, der ausserdem im Herbst 2022 bereits eine Fortsetzung erhalten hat, verschiedene wertvolle Themen an. Neben dem Fokus auf die Besserung von Saras instabiler, mentaler Verfassung wird die Leserschaft auch mit Themen der Selbstfindung konfrontiert, die sich speziell auf die Erlebnisse einer jungen, queeren Protagonistin beziehen. Dabei wird beispielsweise auch die Stigmatisierung geschlechtergemischter Freundschaften anhand der rein platonischen Beziehung zwischen Sara und Jonatan deutlich gemacht. Erlebt doch jedes Kind regelmässig, dass Freundschaften mit dem anderen Geschlecht von Aussenstehenden, wie Eltern oder Klassenkamerad*innen infrage gestellt werden und über romantische Gefühle spekuliert wird. Mein Ziel ist es, diese Aspekte der Handlung für eine deutschsprachige Leserschaft zugänglich zu machen.


Mari Grydeland schreibt mit viel Witz und trifft den Ton von Jugendlichen in meinen Augen perfekt. Erste romantische Gefühle, Klassenarbeiten und die sozialen Dynamiken innerhalb einer Klasse werden als genau die riesigen Probleme dargestellt, die sie auch in den Köpfen der Kinder zu sein scheinen.

Übersetzung Kys Mik Mari Grydeland

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©2022 Jonas D. Gut

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